Von einem heißen Aufstiegskandidaten zum emotionalen Pulverfass: Claus-Dieter „Pele“ Wollitz, Trainer von Energie Cottbus, hat in einer bemerkenswert offenen Pressekonferenz Stellung zur Suspendierung von Offensivspieler Maximilian Krauß genommen – und den Blick auf das wegweisende Spiel bei Hansa Rostock gerichtet.
Die Causa Krauß: Ein Wechsel mit bitterem Beigeschmack
Dass Fußball mehr als Zahlen und Taktik ist, wurde in der Pressekonferenz vor dem Duell gegen Rostock eindrucksvoll deutlich. Maximilian Krauß, einer der wichtigsten Offensivspieler der Lausitzer, wurde von Wollitz aus dem Kader gestrichen – fünf Tage vor dem Duell mit seinem zukünftigen Arbeitgeber Hansa Rostock.
„Ich finde den Zeitpunkt Montag respektlos gegenüber dem Arbeitgeber Energie Cottbus. Ich finde es respektlos gegenüber den Mitspielern“, erklärte Wollitz zur Vertragsunterzeichnung des Spielers bei den Norddeutschen. Dabei betonte er mehrfach: Der Wechsel sei legitim, der Zeitpunkt jedoch ein Affront gegen Team und Klub.
In einem persönlichen Gespräch mit Krauß, gemeinsam mit dem Trainerteam, bestätigte der Spieler, dass er am Montag unterschrieben habe – die Einigung mit Rostock jedoch schon Wochen zurückliege. Für Wollitz ein schwerer Vertrauensbruch: „Ich hätte mir gewünscht, dass man darüber spricht – vor allem bei der Tragweite dieses Spiels.“
Die sportliche Bewertung: Vom Joker zur Belastung?
Bis zum 24. Spieltag lobte Wollitz Krauß als „besten Wechselspieler der Liga“. Seine Tore gegen Bielefeld, Wiesbaden und den VfL hätten Cottbus wichtige Punkte gesichert. Er sei „auf ein anderes Regal gehoben worden“.
Doch dann folgte der Bruch: „Nach dem 24. Spieltag sind die Daten sehr, sehr bescheiden“, so der Coach. Auffällig: weniger intensive Läufe, weniger Sprints, „teilweise nur 29 km/h, obwohl er bis zu 34 laufen kann“. Wollitz ließ offen, ob dies mit dem bevorstehenden Wechsel zusammenhängt – die Fakten sprächen für sich.
Suspendierung: Ein klares Zeichen
Die Entscheidung, Krauß bis Saisonende zu suspendieren, fiel laut Wollitz gemeinsam mit dem Verein: „Ein Spieler ist nie größer als der Klub.“ Es sei nicht vertretbar gewesen, einen Spieler aufzustellen, dessen Wechsel bekannt wurde – insbesondere angesichts der Brisanz der Partie gegen den künftigen Arbeitgeber.
Das Spiel gegen Rostock: „Ein Spiel um alles“
Unabhängig von der Personalie Krauß betonte Wollitz mehrfach die Bedeutung des kommenden Spiels: „Wenn wir am Samstag gewinnen, fahren wir als Dritter aus Rostock wieder weg.“ Gegen die „Wucht, Qualität und Dynamik“ des Gegners brauche es „Haltung, Überzeugung und Leidenschaft“.
Besonders hebt Wollitz das Potenzial seines Teams hervor: „Ich lasse mir nicht wegnehmen, dass Energie Cottbus eine unfassbare Saison spielt. Wir haben den Fußball der 3. Liga verändert.“
Personelle Herausforderungen und Hoffnungsträger
Neben Krauß fehlt Erik Tallig, auch Yannick Möker ist fraglich. Für die Flügel könnte Phil Hallbauer, zuletzt mit guten Scorerwerten, erneut starten. Wollitz kündigt an: „Lassen Sie sich überraschen. In diesem Spiel geht es um Haltung.“
Zwischenmenschliche Enttäuschung – und klare Kante
Was aus Wollitz’ Worten spricht, ist mehr als sportliche Analyse – es ist eine tiefe menschliche Enttäuschung. Er erinnert an gemeinsame Momente, Hilfen nach einem Unfall, ehrliche Gespräche. „Vertrauen, Respekt, Gemeinschaft – das sind unsere Werte. Und die wurden in diesem Fall verletzt.“
Doch gleichzeitig sendet Wollitz ein klares Signal an Fans und Spieler: „Jetzt erst recht. Ich bin heiß wie Frittenfett.“Trotz der Enttäuschung bleibe er bei Energie Cottbus – mit klarer Vision für die Zukunft: „Wir werden auch nächste Saison eine gute Mannschaft haben. Mit Spielern, die sich hier entwickeln wollen.“
Fazit: Ein Endspiel mit Symbolkraft
Das Spiel gegen Hansa Rostock ist sportlich und emotional ein Endspiel – um Platz drei, um Moral, um Identität. Claus-Dieter Wollitz hat mit dieser Pressekonferenz nicht nur Personalentscheidungen erklärt, sondern ein deutliches Bekenntnis zum Verein, zu seinen Werten und zu seiner Mannschaft abgegeben. Der Ausgang auf dem Platz wird zeigen, wie sehr diese Worte auch die Kabine erreicht haben.